STREIT 2/2022

S. 95-96

Deutscher Juristinnenbund: Spendenaufruf für afghanische Juristinnen

Der Deutsche Juristinnenbund e.V. beschreibt die Situation afghanischer Juristinnen und ihrer Familien nach Abzug der internationalen Truppen und Machtübernahme der Taliban als äußerst schwierig.

„Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 ist der systematische Abbau von Frauenrechten und rechtsstaatlicher Strukturen die erschreckende Realität in Afghanistan. Ehemalige Richterinnen, Staatsanwältinnen und Anwältinnen sind in akuter Lebensgefahr. Sie haben in ihren jeweiligen Berufen als Frauen Machtpositionen ausgeübt, was dem Weltbild der Taliban widerspricht, sie werden also als Frauen verfolgt. Gleichzeitig besteht nach der Öffnung der Gefängnisse die Gefahr von Racheakten, die Frauen sind deshalb wegen ihrer früheren beruflichen Tätigkeit doppelt gefährdet. Es wurden nach Informationen der Internationalen Richterinnenvereinigung bereits Kopfgelder auf sie ausgesetzt. Die Juristinnen stehen vor der aktuellen Situation, dass sie ihren Beruf verloren haben, massiv bedroht werden, sich deshalb mit ihren Familien verstecken und aus dem Land fliehen müssen.“

Der Deutsche Juristinnenbund e.V. setzt sich gemeinsam mit der Internationalen Richterinnenvereinigung, der Deutsch-Afghanischen FreundschaftsGesellschaft e.V. Baaham und weiteren Organisationen für die humanitäre Aufnahme der betroffenen Frauen und ihrer Familien in Deutschland ein. Er fordert die Anerkennung und Aufnahme aller betroffenen Kolleginnen als besonders gefährdete Personen.

Der Deutsche Juristinnenbund e.V. hat mit der Deutsch-Afghanischen FreundschaftsGesellschaft e.V. Baaham zunächst für zwei Jahre (ab Januar 2022) ein Kooperationsprojekt gestartet, für das Spenden gesammelt werden. Unterstützt werden können Frauen, die in Afghanistan als Richterin, Staatsanwältin oder Anwältin vor der Machtübernahme der Taliban tätig waren. Zweckgebundene Spenden auf das Konto der Deutsch-Afghanischen FreundschaftsGesellschaft e.V. Baaham (Kontoinformation unter https://baaham.de, Betreff: Unterstützung Afghanischer Juristinnen) werden erbeten z.B. für die Übernahme der Reisekosten für afghanische Juristinnen und ihre mitreisenden Familienangehörigen auf dem Weg nach Deutschland aus Drittstaaten außerhalb Afghanistans; Unterstützung bei Rechtsberatung für afghanische Juristinnen und ihre mitreisenden Familienangehörigen auf dem Weg nach Deutschland aus Drittstaaten außerhalb Afghanistans in Sachen Visa- und Aufenthaltsrecht; Ausstattung mit Notebooks und anderen erforderlichen technischen Mitteln zur Teilnahme an Fortbildungen; Mentoring, insbesondere: Beratung und Unterstützung nach Ankunft in Deutschland sowie Berufsorientierung.

www.djb.de/netzwerke-und-projekte/unterstuetzung-afghanischer-juristinnen.