STREIT 4/2022

S. 191

Roses Revolution – Gegen Gewalt in der Geburtshilfe

Seit 2011 ist der 25. November weltweit der Roses Revolution Day (www.rosesrevolutiondeutschland.de). Frauen legen rosa Rosen ab an den Orten – Kreißsälen, Kliniken – wo sie während der Geburt ihrer Kinder Gewalterfahrungen machen mussten. Der Roses Revolution Day wurde im Jahr 2011 in Spanien von der Geburtsaktivistin Jesusa Ricoy ins Leben gerufen.

In Deutschland zeichnet aktuell der Verein „Traum(a)Geburt“ verantwortlich für die Aktion (www.traumageburtev.de). Der Verein bietet auch Hilfe und Informationen für Betroffene zum Thema Trauma, Folgestörungen und Gewalterfahrungen unter der Geburt. Im gesamten Kontext von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kann es zu Gewalt kommen.

Eine gute Analyse der unterschiedlichen Gewaltformen in psychischer, physischer und struktureller Hinsicht findet sich auf der Website „Gerechte Geburt – Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland“, verantwortet von der Doula Mascha Grieschat (www.gerechte-geburt.de). Doulas verstehen sich als geburtserfahrene und geschulte Begleitung für Gebärende. Sie möchten die Geburtsbetreuung im sozialen Nahraum gewährleisten, die seit der Verlagerung der Geburten in die Krankenhäuser in den 1960er Jahren zunehmend verloren gegangen ist (Informationen zur Arbeit der Doulas auf www.doulas-in-deutschland.de).
Es muss leider davon ausgegangen werden, dass Grenzüberschreitungen in der Geburtshilfe in Deutschland täglich passieren. Es ist schwierig, dies rechtlich zu fassen und zu sanktionieren (siehe dazu Diehl „Gewalt unter der Geburt – bietet ein Arzthaftungsprozess Schutz?“ in STREIT Nr. 3/2022, S. 99 ff. und Bredler „Geburtshilfliche Gewalt in der Menschenrechtsdogmatik“ in STREIT Nr. 3/2022, S. 102 ff.). Die Ursachen sind komplex. Sie reichen von mangelhaften Arbeitsbedingungen und übersteigerten Haftpflichtanforderungen an Hebammen über die Ökonomisierung des Gesundheitswesens bis hin zu (un)bewusstem Machtmissbrauch in der Krankenhaussituation.
Die Lage in Deutschland hat sich in den letzten Jahren hier zunehmend verschärft. Die Journalistin Sarina Doll hat die Problematik im Rahmen ihrer Bachelorarbeit als Projekt „tatortkreisssaal.de“ aktuell umfassend in allen Facetten online dargestellt – www.tatortkreisssaal.de.