STREIT 3/2023

S. 144

WSI-Studie zu Berufschancen auf einem digitalisierten Arbeitsmarkt

Die Soziologin Yvonne Lott kommt in ihrer Studie zur „Verwendung digitaler Technologien und Einschätzung der Berufschancen in einem digitalisierten Arbeitsmarkt“ für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vom Februar 2023 (siehe www.wsi.de/fpdf/HBS-008549/p_wsi_report_81_2023.pdf) zum Schluss, dass die Digitalisierung die Geschlechter­ungleichheit auf dem Erwerbsarbeitsmarkt erhöht. Der Digital Gender Gap benachteilige Frauen im Erwerbsleben. Frauen nutzten bei der Erwerbsarbeit seltener spezielle Software und vernetzte digitale Technologien als Männer. Am größten sei der digitale Rückstand, wenn weibliches Geschlecht und kürzere Arbeitszeit zusammenkommen. Insbesondere Teilzeitbeschäftigte würden daher auf dem Erwerbsarbeitsmarkt in Zukunft weniger Chancen haben. Gezielte Weiterbildungen seien nötig. Qualifizierungsmaßnahmen hätten aber seit langem eine geschlechtsspezifische Schlagseite: Frauen erhielten seltener und kürzere Weiterbildungen als Männer, und diese erhöhten auch seltener die Chance auf Beförderung oder Lohnerhöhungen. Lott empfiehlt in Anlehnung an den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung (3. GlB), digitale Kompetenzen bereits in der frühkindlichen Bildung und in Schulen stärker zu vermitteln, bevor geschlechtsspezifische Segmentierungen und Diskriminierungen entstehen. Darüber hinaus plädiert Lott für eine neue Arbeitskultur: weg von sehr langen Arbeitstagen, zeitlicher Entgrenzung und der Stigmatisierung von Teilzeitarbeit. Zum 3. GlB siehe auch Stelkens „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“ – Zusammenfassende Analyse des Gutachtens zum 3. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung in STREIT 2/2021, S. 85 ff.