STREIT 4/2021
S. 190
Klimaschutz geht alle an!
Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit aus Frauenperspektive.
Ursache, Folgen, Auswirkungen und Anpassungsleistungen des Klimawandels sind nicht geschlechtsneutral.
Frauen und Männer sind durch strukturelle Geschlechterunterschiede unterschiedlich an den Ursachen des Klimawandels, wie der Verursachung von Treibhausgasemissionen, beteiligt. Frauen und Männer sind auch von den Folgen der Klimaanpassung unterschiedlich betroffen und können als Akteur*innen des Wandels unterschiedliche Wirkungen erzielen.
Um bestehende Ungleichheiten zwischen Geschlechtern nicht zu verstärken, müssen Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit unabdingbar zusammen gedacht werden.
Die Geschlechterperspektive auf Klimaschutz gewinnt in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit, insbesondere in internationalen Debatten. Der Gender Aktionsplan (GAP) von 2017 fordert auf internationaler Ebene, Klimapolitik geschlechtersensibel zu gestalten. Auch die Rolle der Care-Arbeit im Kontext von Degrowth wird zunehmend von Wissenschaftler*innen in die klimapolitische Debatte eingetragen.
Doch der Zusammenhang zwischen Geschlechtergerechtigkeit und Klimaschutz findet bisher in nationalen Ansätzen in Deutschland kaum Beachtung. Der Umbau der Wirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten wird unterschiedliche Auswirkungen auf die Arbeitsmarktsektoren von Frauen und Männern haben. Somit kann eine Wende der Klimapolitik nur mit einer sozial-ökologischen Transformation gelingen, die geschlechtersensibel ist und Frauen soziale Sicherung und Teilhabe garantiert.
Da die Folgen des Klimawandels strukturell benachteiligte Gruppen wirtschaftlich, sozial und politisch am stärksten treffen, sind sozial-, wirtschafts- und steuerpolitische Lösungen aus strukturellen, technischen und sozialen Komponenten für eine geschlechtergerechte Klimapolitik unabdingbar. Nur so lässt sich Ungleichheit effizient reduzieren.
Klimawandel und Klimaschutz sind globale Themen.
Nationales Handeln hat somit internationale Auswirkungen. Frauen im globalen Süden leiden bereits jetzt unter den Folgen des Klimawandels. Es ist deshalb wichtig, dass der Deutsche Frauenrat genderrelevante Fragestellungen in die politische Klimadebatte stärker mit einbringt und Forderungen nach einer gleichberechtigten Beteiligung an der Erarbeitung und Umsetzung einer geschlechtergerechten Klimapolitik stellt.
Klimapolitik ist aus Frauen- und Männersicht unterschiedlich zu bewerten und nur gemeinsam erfolgreich umsetzbar. Dazu könnte auf Basis der Erkenntnisse der Studie „Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik“ des Bundesumweltamts der Zusammenhang von Klimaschutz und Geschlechterdimensionen analysiert werden und gemäß der Handlungsempfehlung aus der Studie auf einen klimapolitischen Gender-Aktionsplan hingewirkt werden. Dazu könnten exemplarisch an dem klimarelevanten Sektor der Mobilität geschlechterspezifische Unterschiede aufgezeigt werden. Frauen und Männer sind auch hier unterschiedlich von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und wirken unterschiedlich in die Planung von zukunftsfähigen Verkehrsnetzen mit.
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Beschlossen am 24. Juni 2021
Hinweis auf die zitierte Studie:
Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik. Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik: Wirkungsanalyse, Interdependenzen mit anderen sozialen Kategorien, methodische Aspekte und Gestaltungsoptionen: Abschlussbericht zur Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes durch das Forschungskonsortium: Meike Spitzner (Projektleitung), Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal, PD Dr. Diana Hummel, Dr. Immanuel Stieß, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt a.M., Gotelind Alber, Ulrike Röhr, GenderCC – Women for Climate Justice e. V., Berlin; Texte 30/2020, unter: www.umweltbundesamt.de.