STREIT 2/2020

S. 94-95

Weltweiter Aufruf zum Schutz sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte von Frauen und Mädchen in der COVID-19-Krise (Auszug)

Die deutsche Regierung hat sich einem weltweiten Aufruf zum Schutz der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte in der COVID-19-Krise angeschlossen. Am 6. Mai 2020 veröffentlichten 59 Regierungen und 39 Ministerinnen und Minister aus aller Welt eine Erklärung, in der die Notwendigkeit bekräftigt wird, Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt der Bemühungen zur Eindämmung von COVID-19 zu stellen:
(…)

Die restriktiven Maßnahmen, die die Ausbreitung des Virus weltweit eindämmen sollen, erhöhen das Risiko häuslicher Gewalt, einschließlich der Gewalt von Intimpartnern. Da der Gesundheits- und Sozialschutz sowie die Rechtssysteme, die unter normalen Umständen alle Frauen und Mädchen schützen, durch COVID-19 geschwächt oder unter Druck gesetzt werden, sollten spezifische Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen umgesetzt werden. Die Nothilfemaßnahmen sollten sicherstellen, dass alle Frauen und Mädchen, die Flüchtlinge, Migrantinnen oder Binnenvertriebene sind, geschützt werden. Die Erfordernisse der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, einschließlich psychosozialer Unterstützungsdienste und Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt, müssen Vorrang haben, um Kontinuität zu gewährleisten.
Wir müssen auch Verantwortung für den sozialen Schutz übernehmen und die Gesundheit, die Rechte und das Wohlergehen von Jugendlichen während der Schließung von Schulen sicherstellen. Jegliche Einschränkungen der Wahrung der Menschenrechte sollten gesetzlich vorgeschrieben sein, im Einklang mit dem Völkerrecht stehen und genauestens geprüft werden.

Wir unterstützen die aktive Beteiligung und Führung von Frauen und Mädchen auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung, auch auf gemeindenaher Ebene, durch ihre Netzwerke und Organisationen, um sicherzustellen, dass die Bemühungen und Reaktionen geschlechtsspezifische Sensibilität aufweisen und die am stärksten gefährdeten Personen nicht weiter diskriminieren und ausschließen. (…)

Auf der ganzen Welt sind Hebammen, Krankenschwestern und lokale Gesundheitsdienste von entscheidender Bedeutung, um COVID-19 einzudämmen, und sie benötigen persönliche Schutzausrüstung. Eine sichere Schwangerschaft und Entbindung hängt von all diesen Gesundheitsfachkräften, angemessenen Gesundheitseinrichtungen und der strikten Einhaltung der Infektionsprävention ab. Schwangere mit Atemwegserkrankungen, insbesondere mit Covid-19-Infektionen, müssen aufgrund des erhöhten Risikos nachteiliger Folgen vorrangig behandelt werden. Da unsere nationalen und internationalen Versorgungsketten von dieser Pandemie betroffen sind, verpflichten wir uns erneut, alle Frauen und Mädchen im reproduktiven Alter mit Material der Frauengesundheit zu versorgen. Und wir rufen Regierungen auf der ganzen Welt auf, allen Frauen und Mädchen vollen und ungehinderten Zugang zu allen Diensten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit zu gewährleisten.
Quelle: https://health.bmz.de/events/News/keeping-women-and-girls-center-covid-19/index.html